Die zwischen zwei Wirbelkörpern zur Dämpfung eingefügte Bandscheibe besteht aus einem bindegewebigen äußeren Faserring und dem sog. Gallertkern. Durch diese Anordnung ist eine optimale Stoßdämpfung gewährleistet, da die senkrecht auf die Bandscheiben wirkenden Kräfte durch den weißen Kern an den elastischen Faserring weitergeben werden. Durch Abnutzungserscheinungen an den Bandscheiben mit natürlichem altersbedingtem Verlust der Dehnbarkeit der Bindegewebsfasern des Faserringes kann es zur Ausdehnung der Bandscheibe in ihrer Gesamtheit bei noch geschlossenem äußeren Faserring kommen. Dies wird als Bandscheibenvorwölbung (Protrusio) bezeichnet. Kommt es zum Einriss des Faserringes mit hervortreten von Teilen des Gallertkerns, spricht an vom Bandscheibenvorfall (Prolaps).
Sowohl Vorwölbungen der Bandscheibe als auch Bandscheibenvorfälle können ohne wesentliche Beschwerden ablaufen und werden mit unter als Zufallsbefund bei Untersuchungen aus anderer Veranlassung gesehen.
Bandscheibenvorfälle können auch schleichend verlaufen, sich zunehmend aufbauen und zu zunehmender Schmerzsteigerung führen. Die Schmerzen werden durch Reizungen von benachbarten Nervenstrukturen des Rückenmarks bzw. der Nervenwurzeln vermittelt. Es kommt zu entzündlichen Prozessen der Nerven, die sich in Schmerzen äußern. Außerdem ist in aller Regel mechanischer Druck auf den Nerv an der Schmerzentstehung beteiligt. Die Nervenwurzel wird häufig in dem knöchernen Wirbelloch eingeklemmt.
Die Mehrzahl der Bandscheibenvorfälle lässt sich zunächst konservativ durch entzündungshemmende Maßnahmen behandeln. Dies erfolgt entweder über die Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten, sog. nicht steroidalen Antirheumatika oder eine gezielte kortisonhaltige Injektion an die entzündete Nervenwurzel heran. Umflutungen des entzündeten Gebiets und der verspannten Muskulatur mit örtlichen Betäubungsmitteln führen zur Lockerung der Muskulatur und einem nachlassen des unmittelbaren Drucks auf den Nerven. Mit ähnlicher Zielsetzung wird Wärme abgegeben und werden verschiedene physikalische Therapiemaßnahmen (Wasserbehandlung, Massage, Strombehandlung) angewandt. Nach Abklingen der akuten Beschwerden sollte sowohl der Aufbau der rumpfstabilisierenden Muskulatur mittels Krankengymnastik erfolgen als auch leidenangepasstes Verhalten erlernt werden, z. B. im Rahmen der Rückenschule.
An diagnostischen Möglichkeiten stehen neben der eingehenden klinischen Untersuchung mit Erhebung des neurologischen Status die bildgebenden Verfahren, allen voran das Röntgenbild der Wirbelsäule, die Computertomographie oder die Magnetresonanztomographie zur weiteren Abklärung des Bandscheibengeschehens. Nervs. Tritt ein erheblicher Anteil des Gallertkernes aus und löst sich unter Umständen vom restlichen Gewebe, spricht man von einem sequestrierten Bandscheibenvorfall. Das losgelöste Material kann in den Rückenmarkskanal rutschen und dort zu erheblichem Druck auf die entsprechenden Nervenstrukturen führen. Geht dies einher mit Lähmungserscheinungen und Muskelausfällen ist die operative Entfernung dieses Materials angezeigt. Hierzu stehen heutzutage unter anderem mikrochirurgische Techniken zur Verfügung sowie die sog. minimalinvasive Therapie, bei der hervorgetretenes Bandscheibeninnengewebe mit Hilfe von Sonden aufgelöst wird.
Bei langjährigem Bandscheibenverschleißgeschehen besteht eine Selbstheilungstendenz darin, die benachbarten Wirbelkörper knöchern miteinander verschmelzen zu lassen. Bei anhaltenden langjährigen Beschwerden, die sich nicht bessern, gibt es die Möglichkeit der operativen Versteifung von Wirbelsegmenten zur Schmerzlinderung und mittlerweile auch den Ersatz durch Bandscheibenprothesen. Die Entscheidung zur Operation fällt erst nach reiflicher und sorgfaltiger Abwägung aller Faktoren.
Im Vordergrund der Behandlung des Bandscheibenvorfalles stehen konservative medikamentöse, krankengymnastische, physikalische sowie ggf. komplementäre Maßnahmen wie Akupunktur, Osteopathie und Naturheilverfahren. Das Aufrechterhalten des sog. Muskelmieders durch regelmäßige Bewegungen, Sport und gymnastische Übungen sowie das vermeiden von Bandscheibenbelastungen durch falsche Körperhaltung und ungünstiges Heben und Tragen sind in der Verhinderung größerer Bandscheibenerkrankungen unerlässlich.